Das Festival Kammermusik Bodensee 2020:
In jeder Hinsicht ein voller Erfolg!
Festival Kammermusik Bodensee 2020 - Inspiration Beethoven
Dass das diesjährige Festival Kammermusik Bodensee vom 28. bis 30. August ein so durchschlagender Erfolg werden sollte, durfte angesichts der besonderen Vorzeichen in diesem Jahr nicht unbedingt erwartet werden. Doch das Publikum kam in Scharen: Die wegen der Coronamassnahmen auf 90 Plätze beschränkte Kapazität des Konzertsaals im Lilienberg-Zentrum war fast vollständig besetzt, in drei von vier Konzerten gar ausverkauft. Und auch wenn das Flanieren im schönen Park wegen des Dauerregens für einmal nicht möglich war, genossen die Besucher und die Musiker die Live-Musikerlebnisse sicht- und hörbar in vollen Zügen.
Das Festival Kammermusik Bodensee nahm das neue Jahrzehnt mit einem frischen und neuen grafischen Auftritt in Angriff. Schwung und Optimismus für den Start in die 20er-Jahre verbreiteten aber auch die musikalischen Programme, die im Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven unter dem Titel Inspiration Beethoven standen und mit der Mischung von Bläserbesetzungen, Streichern und Klavier ungewöhnlich farbig instrumentiert waren.
So eröffnete das Ensemble Bizzotto and Friends das erste Konzert unter dem Titel Beethoven - seine Vorgänger, sein Meistertrio mit einem Bläserquartett von Carl Stamitz, bevor sich in Mozarts herrlichem Quintett KV 452 die Pianistin Milana Chernyavska zu den Bläsern gesellte, um das Publikum mit einer brillanten Aufführung zu berühren. Das Schweizer Klaviertrio als Gastgeberensemble interpretierte nach der Pause Beethovens grösstes Meisterwerk für Klaviertrio, das sogenannte Erzherzogtrio. Eine Musik voller blühender Melodien und schon beinahe sinfonischer Klangfülle, mit der die drei Musiker grosse Begeisterung auslösten.
Am Samstag vertieften junge Pianistinnen und Pianisten sowie ein Klaviertrio ihr Können in öffentlichen Workshops unter der Leitung der Pianistin Milana Chernyavska und des Bratschisten Alexander Moshnenko. Diese für die Teilnehmer kostenlosen Workshops sowie die Matinee der jungen Talente am Sonntagmorgen gehören zum traditionellen Engagement des Festivals und des Förderkreises Kammermusik Schweiz für den Nachwuchs. Dass die jungen Talente diese Unterstützung in jeder Hinsicht verdienen, zeigte sich in der eindrücklichen Matinee, die anspruchsvollste Klaviermusik von Chopin, Ginastera und Beethoven sowie das erste Klaviertrio von Rachmaninov enthielt. Kein Wunder, dass die jungen Musikerinnen und Musiker begeisterten Applaus ernteten.
Am Samstagabend nahmen das Schweizer Klaviertrio, verstärkt mit der Bratschistin Ruth Killius und die Bläsersolisten Aargau das Publikum unter dem Motto Beethoven – seine Zeit, seine Wirkung mit auf eine emotionale Zeitreise in die Musikstadt Wien, die mit den Variationen op. 44 für Klaviertrio von Beethoven und der Serenade für Bläseroktett von Mozart in der Klassik startete. Der ebenfalls in Wien entstandene Klavierquartettsatz des jungen Gustav Mahler und das durch Skizzen von Mahler angeregte Klavierquartett von Alfred Schnittke führten danach in aufwühlende Emotionen der Spätromantik und in die Abgründe der Musik des 20. Jahrhunderts. Wie der Künstlerische Leiter Martin Lucas Staub ankündigte, wurde die Hochspannung im Saal danach wieder gelöst mit der lebensfrohen und heiteren Partita für Bläseroktett des Beethoven-Zeitgenossen Franz Krommer. Auch dieses Werk wurde in Wien komponiert.
Der Titel Divertissements versprach fürs Schlusskonzert geistreiche Unterhaltung. Das zum Bläserquintett erweiterte Ensemble Bizzotto and Friends, die Pianistin Milana Chernyavska sowie das Schweizer Klaviertrio mit Ruth Killius, Viola erfüllten diesen Anspruch voll und ganz. Milhauds Suite d‘après Corrette sowie das Pot-pourri fantastico sul Barbiere di Sivliglia di Rossini von Giulio Briccialdi eröffneten das Programm mit heiterer Musik, bevor das funkensprühende Sextett für Bläser und Klavier von Francis Poulenc einen ersten Höhepunkt markierte. Zwei reizende Triominiaturen von Beethoven bildeten das Hors d'œuvre für den virtuosen Schlusspunkt unter das diesjährige Festival, das schwungvoll vorgetragene, hochromantische Klavierquartett op. 47 von Robert Schumann.
Zu diesen musikalischen Feuerwerken passten auch die kulinarischen Genüsse der hervorragenden Küche des geschmackvoll renovierten Lilienberg Restaurants. Zahlreiche Besucher liessen die Konzerte bei Speis und Trank und angeregten Gesprächen ausklingen. Dazu übernachten auch immer mehr Musikliebhaber in den modernisierten Gästezimmern des Lilienbergs und geniessen so ein inspirierendes musikalisch-kulinarisches Wochenende am Untersee. Am Ende konnten damit das Team des Festivals Kammermusik Bodensee und Geschäftsleiter Roland Meier trotz der schwierigen Umstände auf ein höchst gelungenes Festival zurückblicken.
Das Festival Kammermusik Bodensee ist zurück auf dem Lilienberg vom 27.08. – 29.08.2021